Baden-Powell

Robert Baden-Powell

 Baden-Powell wurde am 1857 in London als 12. Von 14 Kindern eines anglikanischen Pfarrers geboren.

Von seiner Mutter wurde er zu Ritterlichkeit und Verantwortungsbewußtsein erzogen, die Lust am Abenteuer und an der Naturbeobachtung weckte sein Großvater mütterlicherseits. Dieser war selbst Admiral, Kartograph und Astronom und Nachfahre eines legendären Seehelden.

Das College auf dem Internat in Carterhouse schloß er mit einem mittelmäßigen Zeugnis ab. Im Anschluß daran bewarb er sich bei der britischen Armee um einen Ausbildungsplatz als Offizier; das Aufnahmeexamen legte er als zweitbester von 717 Bewerbern ab.

Er entschied sich für die Kavallerie und wurde zum 13. Husarenregiment nach Indien versetzt.

Er sparte im Gegensatz zu den anderen Soldaten seinen Sold, verdiente sich sogar noch ein wenig dazu, indem er Artikel für Zeitungen schrieb. In seiner Freizeit schlich er sich oft in den Dschungel, um die Tiere zu beobachten.

Durch seine Waldläuferfertigkeiten, die Kenntnis über die Wildnis, seine Fähigkeit, seine Kameraden zu unterhalten, indem er im Offizierscasino sang, Theaterstücke schrieb und die Vorführungen dieser Stücke arrangierte, sorgten für allgemeine Bekanntheit und Beliebtheit. Seine Talente sorgten auch dafür, daß ihm die Ausbildung der Scouts, deren Aufgabe es war, gegnerische Lager auszukundschaften, übertragen wurde.

Er hielt sich hierbei doch nicht an die herkömmlichen Methoden, sondern versuchte vielmehr ein Vorbild für die Jungen zu sein, motivierte sie, indem er ihnen selbst zeigte, daß fast kein Problem unlösbar sei. Strengen Drill ersetzte er durch Begeisterung der angehenden Scouts für die Aufgabe, und durch Tips und Anregungen brachte er sie dazu, sie selbständig und in eigener Verantwortung zu lösen.

1883 wurde Baden-Powell zum Hauptmann befördert. Danach wurde er Major Adjutant des Gouverneurs von Malta und schließlich Nachrichtenoffizier für die an das Mittelmeer grenzenden Länder.

Im Jahre 1895 mußte er in Südafrika eine Strafexpedition gegen den grausamen Ashanit-Häuptling Prempreh ausführen. In dieser Zeit begegnete er vielen eingeborenen Spähern, er lernte von ihnen und schrieb sein erstes Buch: „Aids for Scouting“, auf deutsch: „Hilfsbuch für Kundschafter“.

Seinen größten Erfolg erlangte er aber, als er in Mafeking/Südafrika die Stadt mit wenigen Männern, die nur mit Holzgewehren und Konservendosen bewaffnet waren gegen eine achtfache Übermacht 217 Tage lang verteidigte. Als er von den Besatzern zur Übergabe der Stadt aufgefordert wurde, zog er nur gelangweilt eine Augenbraue hoch und fragte: „Warum?“

Baden-Powell ließ Konservendosen wie Kanonen aufstellen und die Männer so schnell ihre Positionen wechseln, daß die Stadt für den Feind unangreifbar schien. Zudem setzte Baden-Powell auch erstmals Jungen für militärische Aufgaben ein. Dabei stellte er fest, daß sie durchaus fähig waren Gefahren und Strapazen zu bestehen, wenn man ihnen nur vertraute und ihnen freie Hand ließ. Diese Erkenntnis war in einer Zeit, in der Jungen nur mit Härte und Strafe erzogen wurden, völlig neu.

Die britische Presse hielt seine Heimat stets über die Vorgänge in Mafekin auf dem Laufenden. Als er wieder nach England zurückkehrte, galt er schon als Nationalheld und Idol der Jugend; sein Buch war längst ein Bestseller, der von der Jungend mit Begeisterung verschlungen wurde.

Da „Aids for Scouting“ für Soldaten und nicht für die Buben geschrieben war, nahm Baden-Powell sich vor, diese Instruktionen in leicht abgeänderter Form als Tips zur Freizeitgestaltung für Jugendliche zu verwenden. Die Idee wurde im Jahr 1907 in die Praxis umgesetzt. Er versammelte 22 Jungen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten auf der kleinen Insel Brownsea zu einem Zeltlager.

Sie wurden in Gruppen zu je fünf eingeteilt, der jeweils Älteste übernahm die volle Verantwortung für seine Gruppe. Er legte dabei auf Gehorsam wert, der völlig freiwillig geleistet wurde. In diesem Lager wurde das „Learning by doing“-Prinzip geprägt.

Die dabei gesammelten Erfahrungen verwertete er dann in dem Buch „Scouting for Boys“. Das Buch wurde ein voller Erfolg; überall entstanden Pfadfindergruppen. Bald stellte man fest, daß eine einheitliche Leitung der entstandenen Organisation notwendig wurde. Im Jahre 1910 gab er seine militärische Laufbahn auf, um sich ganz den Pfadfindern widmen zu können.

Bereits ein Jahr vorher trafen sich 11.000 Pfadfinder in London. Überraschenderweise war auch eine Mädchengruppe darunter, was ihn dazu brachte, das Buch „Scouting for Boys“ für Mädchen umzuschreiben.

1912 machte er eine Weltreise, um die entstandenen Pfadfinderorganisationen in anderen Ländern kennenzulernen. Er lernte dabei Olave St. Claire Soames kennen, die am gleichen Tag wie er Geburtstag hat, allerdings 32 Jahre jünger war.

Als die beiden an Bord eines Schiffes vor den Westindischen Inseln miteinander bekannt wurden, schrieb sie in einem Brief: „An Bord ist nur eine einzige interessante Persönlichkeit, und das ist ein ‚Boy Scout Man‘! „

Noch im selben Jahr heirateten die beiden; Olave widmete sich später vor allem dem Aufbau der Pfadfinderinnenbewegung.

Im Jahr 1920 wurde das erste Weltpfadfindertreffen, genannt Jamboree, in England abgehalten. Solche Treffen fanden mit wenigen Ausnahmen von da an alle 4 Jahre statt. Am Ende dieses ersten Jamboree wurde Baden-Powell zum Weltpfadfinder ausgerufen.

Baden-Powell wurde 1929 geadelt und hieß von da an Baden-Powell Lord of Gilwell.

Nachdem er am 5. Weltjamboree 1937 eine ergreifende Rede gehalten hatte, zog er sich mit seiner Frau nach Ostafrika zurück, wo er am 8. 1. 1941 starb. Seine Frau half nach dem 2. Weltkrieg mit, die Pfadfinder wieder aufzubauen. Sie war unter anderem auch bei dem 7. Weltjamboree in Bad Ischl dabei. Sie starb am 26. 6. 1977.

Im Laufe seines 83 Jahre langen Lebens wurde Baden-Powell ausgezeichnet mit dem Bath-Orden, dem Großkreuz des Victoriaordens, dem Hosenbandorden, dem Orden of Merit, dem großen Band der Ehrenlegion und mit vielen anderen Ehrenzeichen.